In den Jahren 2021 und 2022 verzeichnete die Berliner Polizei eine hohe Zahl sogenannter Rohheitsdelikte an Schulen. Meistens handelte es sich bei den Delikten um vorsätzliche einfache Körperverletzungen. Für das vergangene Jahr zeichnet sich bereits eine deutliche Steigerung ab.
Die Zahl der erfassten Gewalttaten an Berliner Schulen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Zwar liegen die endgültigen Zahlen für 2023 noch nicht vor und in den Jahren 2021 und 2022 muss die Corona-Pandemie berücksichtigt werden, dennoch zeigt die Tendenz eindeutig nach oben. Das belegen Statistiken und Einschätzungen, die die Polizei der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Demnach registrierte die Polizei 2021 insgesamt 1133 sogenannte Rohheitsdelikte. 2022 waren es 2344 entsprechende Taten und für 2023 sei eine „erneute deutliche Steigerung der Fallzahlen“ zu verzeichnen. Interessant ist dabei auch, dass diese Taten fast nie von den Schulen oder der Polizei der Öffentlichkeit und den Medien mitgeteilt werden.
Meistens handelte es sich bei den Delikten um vorsätzliche einfache Körperverletzungen (2022: 1379). Dazu kamen jeweils dreistellige Zahlen von gefährlichen Körperverletzungen (370), bei denen eine Art von Waffe eingesetzt wird, sowie ähnlich viele Bedrohungen (361). Anzeigen wegen Raub (62) und Nötigungen (79) lagen im zweistelligen Bereich. Als Opfer von Gewaltdelikten zählte die Polizei 2021, als wegen der Corona-Pandemie viele Schultage ausfielen, 903 Schüler und Schülerinnen. Im Folgejahr waren es 2136 Schüler. Auch hier wird für 2023 eine weitere Erhöhung erwartet. Opfer von Angriffen oder Bedrohungen waren auch Lehrer: 2021 lag die Zahl bei 123, 2022 dann schon bei 237 Lehrern. Und auch hier teilt die Polizei mit: „Im Jahr 2023 ist auch hierbei eine Steigerung der erfassten geschädigten Lehrkräfte in Schulen zu verzeichnen.“
Durchschnittlich mindestens fünf Polizeieinsätze pro Schultag
An jedem Schultag gibt es im Durchschnitt mindestens fünf Polizeieinsätze an Berliner Schulen. Die Zahlen stiegen zuletzt von 750 im Jahr (2021) über 1003 (2022) auf 1076 (2023). Alarm wurde an den Schulen im vergangenen Jahr 24 Mal ausgelöst. 2022 und 2021 waren es jeweils nur einzelne Fälle. Die Frage, wie oft der Alarm begründet oder unbegründet war, konnte die Polizei aus der Statistik nicht beantworten. Eine Gesamtzahl aller sichergestellten Waffen lag ebenfalls nicht vor. Allerdings wurden 2021 38 Fälle und 2022 54 Fälle im Bereich „Messerangriff“ registriert. Drohungen oder Schüsse mit Schusswaffen gab es dreimal (2021) beziehungsweise neunmal (2022).
Um noch mehr Gewalt zu verhindern, arbeitet die Polizei in der ganzen Stadt mit den Schulen zusammen. Dafür gibt es besonders ausgebildete Präventionsbeauftragte, die Veranstaltungen anbieten und auch Strafanzeigen aufnehmen und weiterleiten können.
5400 Gewaltdelikte in Nordrhein-Westfalen
Auch in anderen Bundesländern ist die Zahl erfasster Gewaltdelikte im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie gestiegen – mitunter deutlich. Vergleicht man zum Beispiel in der Statistik des Landesinnenministeriums in Nordrhein-Westfalen die Jahre 2019 und 2022, so ergibt sich ein Anstieg der Fälle um mehr als die Hälfte, auch wenn die Zahl der Schüler an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen sowie an Schulen des Gesundheitswesens nur um etwa ein Prozent stieg (zwischen Schuljahr 2019/20 und 2022/23). Insgesamt gab es 2022 rund 5400 Gewaltdelikte.
So sieht es in anderen Bundesländern für 2022 aus, eine Auswahl:
In Baden-Württemberg gab es dem Landesinnenministerium zufolge 2243 Gewaltfälle, in Sachsen 1976, in Bayern sind es 1674 Fälle vorsätzlicher leichter Körperverletzung gewesen. In Brandenburg sprach die Polizei von 910 sogenannten Rohheitsdelikte. In allen vier Ländern stieg die Zahl. In Thüringen sprach das Bildungsministerium in Erfurt von 561 Körperverletzungen im vergangenen Jahr (2022: 321). In Niedersachsen stieg die Zahl der Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit von 2022 um rund 520 Fälle auf 2680 im Jahr 2023. In die Kategorie fallen Taten wie Raub, Bedrohung und Körperverletzungen.
Zahlen zu den Verletzten schwanken je nach Größe der Bundesländer. In Niedersachsen kletterte die Gesamtzahl der Opfer im Schulkontext von rund 2630 im Jahr 2022 auf etwa 3270 im Jahr 2023. In Schleswig-Holstein sind vor zwei Jahren 255 Schüler und Schülerinnen als Opfer von Vorfällen gemeldet worden – mehr als 2019. In den Jahren 2020 und 2021 waren Schulen wegen der Corona-Pandemie über längere Zeit geschlossen.
Kaum Auskunft geben die Landesstatistiken, ob Polizisten zum Beispiel Waffen sichergestellt haben. In Sachsen sind es 2022 insgesamt 15 Waffen gewesen, 42 Messer, 43 Steine und 19 Mal Pyrotechnik. In vielen Fällen seien auch Feuerzeuge eingesetzt worden. In Thüringen wurde laut Bildungsministerium im vergangenen Jahr fünfmal eine Waffe eingesetzt – ebenso oft wurden Softair-Waffen oder waffenähnliche Gegenstände gebraucht – mehr als 2022.