Ein 33-jähriger Mann hat am 29. März scheinbar grundlos auf ein Ehepaar im Innenhof eines Mehrfamilienhauses in der Donauwörther Bahnhofstraße eingestochen und den Mann tödlich verletzt. Jetzt werden immer mehr Details über den Täter aus Guinea bekannt.
Am Mittwoch haben bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz Landrat Stefan Rößle, die zuständige Abteilungsleiterin Christine Geiger und der Fachbereichsleiter für Ausländerwesen Johann Stark, Informationen zu dem Mann bekannt gegeben. Das berichtet die „Donauwörther Zeitung“. Demnach beschäftigt der 33-Jährige bereits seit dem vorigen Jahr Polizei und Ausländerbehörde.
Nach Angaben von Stark sei es am 21. Februar zu einem „massiven Zwischenfall“ mit dem 33-Jährigen im Landratsamt gekommen. Dabei stand der Mann nach Einschätzung des Fachbereichleiters kurz davor, Mitarbeiter der Behörde anzugreifen.
Aufenthaltsgenehmigung aufgrund seiner KinderDer Mann war im Jahr 2001 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen und hatte seitdem mehrfach Kontakt mit den Behörden. Er sei auffällig gewesen, heißt es von den Verantwortlichen.
In Donauwörth beantragte der damals 15-Jährige Asyl, was abgelehnt wurde. Allerdings reiste er nicht aus. Später erhielt er eine befristete Aufenthaltsgenehmigung, weil er Vater wurde und seine insgesamt drei Kinder aufgrund des deutschen Geburtsorts eine Aufenthaltsgenehmigung hatten. Er lebte zur damaligen Zeit mit der Mutter der Kinder in Arnsberg. Für die Behörden ergab sich daraus laut Stark eine „schutzwürdige familiäre Lebensgemeinschaft“. Er durfte also weiter in der Bundesrepublik bleiben.
Im Jahr 2013 zog er ohne seine Familie in den Landkreis Donau-Ries, wie die „Donauwörther Zeitung“ weiter berichtet. Für seine mittlerweile in Frankfurt lebende Familie habe er Unterhaltszahlungen geleistet. Daher habe das Landratsamt Donau-Ries auch die Aufenthaltserlaubnis verlängert.
Keinen Kontakt mehr zu den Kindern – Erlaubnis erlischt
Wie die Zeitung weiter berichtet, musste sich der Mann vor etwa einem Jahr wegen Fahrens unter Drogeneinfluss einer medizinisch-psychologischen Untersuchung unterziehen. Nachdem er im November 2018 den Führerschein abgeben musste, war er wohl krankgeschrieben. Danach sei er nicht mehr zur Arbeit erschienen. Arbeitslosengeld erhielt er nicht.
Nachdem der Mann zu seinen Kindern wohl keinen Kontakt mehr pflegte, wurde die Erlaubnis für seinen Aufenthalt in Deutschland beendet. Am 21. Februar 2019 erhielt er die schriftliche Mitteilung, dass er das Land verlassen soll. Eine Abschiebung war allerdings nicht möglich, da der Mann keine gültigen Ausreisepapiere besitzt.
Mitarbeiterin löst stillen Alarm aus
Zunächst habe der 33-Jährige an diesem Tag im Landratsamt angerufen und gesagt, er wolle Geld haben. Stark entgegnete, dafür sei er nicht zuständig. Eine Stunde später, kurz vor Mittag, löste eine Mitarbeiterin den sogenannten stillen Alarm aus. Grund: Der 33-Jährige hatte sich an den Sicherheitskräften, die nach diversen Tumulten in der Ausländerbehörde inzwischen tätig sind und den Eingang kontrollieren, vorbeigeschmuggelt und hatte unvermittelt ein Büro betreten.
In diesem wäre die Situation „fast eskaliert“, so Stark. Die Bediensteten hätten es nicht geschafft, den Mann aus dem Büro zu entfernen. Dies sei erst mithilfe der Polizei gelungen. Das Amt zeigte den Afrikaner wegen Hausfriedensbruchs an. Anschließend sei der 33-Jährige am 6. März nochmals in der Behörde gewesen, um einen Antrag für Papiere auszufüllen, die er für die Abschiebung nach Guinea braucht.
Er hätte auch bei uns ausrasten können. Dieser Gedanke kursiert in den Köpfen der Landratsamtmitarbeiter
Landrat Rößle betonte, man wolle und könne nicht beurteilen, ob die ausländerrechtlichen Vorgänge die Bluttat ausgelöst haben. Der Fall sei „bestürzend“. Er zeige auch, dass jedes Asylverfahren gesondert zu betrachten und genau zu prüfen sei. Dies sei bei dem Afrikaner „sehr intensiv erfolgt“. Die Mitarbeiter in der Behörde verfolge seit der Messer-Attacke der Gedanke: „Er hätte auch bei uns ausrasten können.“
Warum der 33-jährige Schwarzafrikaner an jenem Freitagmorgen so ausrastete und den Familienvater Venkatarama P. mit zahlreichen Messerstichen tötete, ist nach wie vor unklar. Die Ehefrau Samita B. wird nach wie vor im Krankenhaus behandelt.
Beide lebten nach Berichten der „Times of India“ seit 18 Jahren in Deutschland und hatten sich während des Studiums kennengelernt. Er arbeitete als Ingenieur bei Airbus Helicopters in Donauwörth, die Ehefrau hatte ein Kunststudium absolviert.
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