Amok: Alles raus! Oder besser doch nicht?

Alarmsoftware - Waffe

Nicht alles was möglich ist, ist auch wahrscheinlich. Genau darin besteht das Dilemma der Notfallplanung und des Sicherheitsmanagements.

Wie hoch ist die Eintrittswahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios? Welche Auswirkungen sind für die Organisationen und den Einzelnen zu befürchten? Grundsätzlich sollten sich Organisationen diese Fragen für eine Vielzahl von Ereignissen stellen. Bombendrohungen, Brände, Gefahrstoffaustritt, IT- oder Personalausfall? Die Liste der potenziellen Gefahren und Risiken ist lang und im Kontext des Sicherheits- und Krisenmanagements, sind solche Situationen zu bewerten, um geeignete Präventionsmaßnahmen umzusetzen.

Im Rahmen einer Risikobewertung kann ein Unternehmen zu der Einschätzung gelangen, dass viele Szenarien, im Gegensatz zu einem Brand, welches per Gesetz geregelt ist, eher unwahrscheinlich sind und deshalb nicht weiter betrachtet werden müssen. Kritisch wäre in diesem Zusammenhang auch die Auffassung, im Falle eines Amoklaufs oder Terroranschlags, einen Räumungsalarm auszulösen. Genau das kann die denkbar schlechteste Entscheidung sein. Eine “lebensbedrohliche Einsatzlage” unterscheidet sich gravierend von einer Entfluchtungs-Gefahrenlage, wie beispielsweise die einer Räumung, im Zuge eines Feuers. Fatal wäre es, die oder dem Täter noch Menschen zuzuführen. In den USA und auch in Deutschland lautet hier das Konzept für Verhaltensempfehlungen: “Run. Hide. Fight.” bzw. “Verlassen. Verbarrikadieren. Verteidigen.”. Die frühzeitige und zielgerichtete Warnung entzieht dem Täter die Opfer! Notfall- und Gefahren- / Reaktionssysteme bieten die technischen Möglichkeiten zur Alarmierung der Beschäftigten.

Neben der Technik gilt jedoch in erster Linie, Mitarbeiter über das richtige Verhalten zu informieren. Verlassen – Flucht ergreifen, wenn dies weg vom Tatgeschehen führt – andere Personen auf die Gefahr hinweisen – alle zur Verfügung stehenden Wege nutzen, nicht nur Fluchtwege – Deckungsmöglichkeiten ausnutzen – mit dem unerwarteten Auftauchen eines Täters rechnen – Gefahrenbereich großräumig verlassen Verstecken / Verbarrikadieren – Schutz suchen in einem Raum oder hinter einer Deckung – Tür verbarrikadieren – Fenster und Türen meiden – Notruf absetzen, leise sprechen, Mobiltelefon lautlos stellen – ggf. Licht ausschalten – einen Plan machen: Was mache ich, wenn…? Verteidigen – in letzter Konsequenz, wenn Flucht nicht mehr möglich ist – geeignete Gegenstände als Waffe nutzen – ggf. als Gruppe agieren – Täter von seinen Waffen trennen Die Empfehlungen werden an dieser Stelle nur angerissen. Verschwiegen werden soll auch nicht, dass die Meinungen über die Handlungsoption “Verteidigung” auseinandergehen. So sinnvoll diese letzte Instanz auch sein mag, in Schulungsveranstaltungen wollen viele Organisation diesen Aspekt ausklammern. Daher ist in Deutschland auch häufiger das Konzept “Run. Hide. Tell.” anzutreffen. Wenn keine Alternativen bestehen, macht es jedoch keinen Sinn, aus ethischen Gründen die Verteidigung bei einem unethischen Ereignis abzulehnen.